von John Yoga
Maler aus Uganda / Kenia
Yoga war viele Jahre als Dozent im Fachbereich Kunst am Teacher's College in Eldoret, Kenia, tätig
Acryl/Lw, 122,5 x 89,5 cm
Holzrahmen (Keilrahmen), 129,5 x 96,5 cm
Provenienz: John Yoga, Eldoret, Kenia
Im Oktober 1988 veröffentlichte die kenianische Zeitschrift DRUM (East Africa) unter der Überschrift "Luwero Ghosts haunt Uganda" eine eindrückliche Reportage von B. G. Bundeh über die Massaker der Milizen von Milton Obote und Yoweri Museveni im Luwero-Dreieck. Der expressionistische Künstler John Yoga malte daraufhin eine Reihe von Bildern, die sich mit dem Bürgerkrieg in Uganda auseinandersetzen. Michael Drechsler besuchte kurz Zeit später den Künstler und beschreibt die Erinnerungen an die eigenen Alpträume nach Ende des 2. Weltkriegs, die das Gemälde "Lowero Ghosts" in ihm ausgelöst hat.
Blickwechsel
Von der Wiederkehr der Angst
Im Dezember 1988 besuchte ich John Yoga im kenianischen
Eldoret. Er hatte dort mit seiner Familie eine neue Heimat gefunden – so schien
es. Von Uganda kommend war er einige Jahre zuvor als Dozent für Kunst an das dortige
Lehrercollege berufen worden. Hinter ihm lagen die Gräuel Idi Amins, der in
Uganda ein Schreckensregime errichtet hatte, und die Drangsalierungen von
Obote, dem nicht weniger zimperlichen neuen Diktator des Landes.
Im Leben von Yoga war Ruhe eingekehrt, und sogar ein Stückchen Wohlstand, sodass er sich eine nette Wohnung für sich und seine vierköpfige Familie leisten konnte. Doch im Land seiner Herkunft blieb es unruhig. Im Norden verbreiteten die Milizen der Lord’s Salvation Army (später LRA) von Joseph Kony und die Resttruppen des ehemaligen Präsidenten Obote Angst und Schrecken. Ihnen stellte sich die NRA National Resistance Army (NRA) entgegen, eine Guerilla-Truppe unter Führung von Yoweri Museveni, der 1986 mit der Eroberung Kampalas die Macht in Uganda übernommen hatte.
Die Zeitungen außerhalb Ugandas schrieben über die Massaker im Luwero-Dreieck, an denen unterschiedslos alle Bürgerkriegsparteien beteiligt waren. Sie zeigten Fotos von gefolterten und hingerichteten Zivilisten und Soldaten sowie von Leichen und Skeletten, die von der NRA Musevenis entlang vieler Straßen zur Warnung aufgeschichtet waren. Wen mochte es wundern, dass in den Dörfern von Luwero hartnäckig das Gerücht umging, hier trieben nächtlich die Geister der Toten ihr Unwesen und seien gekommen, ihren Tod zu rächen.
Für Yoga eine neue Apokalypse, die wie eine Gewitterwolke drohend am Horizont hochzog. Heimsuchung war seither das große Thema, das den in Kenia lebenden Künstler beherrschte. Heimsuchung durch den Bürgerkrieg, Heimsuchung durch Krankheiten wie Malaria oder Aids, Heimsuchung durch die Geister der Vergangenheit. Yoga, ein Maler des Schreckens. Nicht nur…
"Die Schädel vom Luwero-Dreieck. Die Toten sind zurückgekehrt, um die Lebenden heimzusuchen. In der Nacht flehen sie mit den Dorfbewohnern darum, ihnen ein angemessenes Begräbnis zu geben." (1)
Als ich Yoga besuchte, hing sein Bild „Luwero Ghosts“ im Wohnzimmer der Familie. Unwillkürlich fühlte ich mich von diesem Werk angezogen und betroffen. Die Gesichter und Augen, die näher rückenden Greifer, inmitten ein Strudel, drohend wie ein Sog, weckten Erinnerungen an Alpträume, die mich in der Kindheit überfielen.
Yogas Bilder verweisen auf die grausame Wirklichkeit hinter den Angstträumen. Die Mächte der Finsternis herrschen noch immer, sie scheinen sich wie Wiedergänger zu regenerieren. Wer die Sinne nicht verschließt, kann die Hinweise des Künstlers auf die andere Seite unserer Realität nicht ignorieren.
Michael Drechsler
(¹) Abbildung und Bildunterschrift aus der kenianischen Zeitschrift DRUM (East), Oktober 1988