Das Kunstwerk des Monats April 2018 ist der Wachsdruck "This is Marriage" von Jak Katarikawe. Katarikawe ist einer der bekanntesten Maler Ostafrikas und nicht nur ein fantasievoller Künstler, sondern auch ein kritischer Chronist. Seine Bilder und Erzählungen zeigen, dass er tatsächlich "dem Volk auf das Maul" schaut. Besonders seine Wachsdrucke im expressiven Gestus veranschaulichen ein wahrhaftiges und differenziertes Bild von den Sehnsüchten, Freuden, Leiden und Unzulänglichkeiten der Menschen seiner Heimat. In Deutschland wurde Katarikawe vor allem durch das ehemalige Völkerkundemuseum Frankfurt, heute: Weltkulturen Museum, in mehreren Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Johanna Agthe, langjährige Leiterin der Afrika-Abteilung dieses Museums und unermüdliche Feldforscherin in Ostafrika, führte im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts zahlreiche Interviews mit ostafrikanischen Künstlern, darunter auch mit Jak Katarikawe.
Zum thematischen Hintergrund unseres Bildes schrieb sie:
"Heiraten waren bei den Kiga ausgesprochen wichtig - als Verbindung zwischen Familien und als Fortsetzung einer Familie, als Begründung einer neuen Wirtschaftsgemeinschaft, in die eine junge Frau ihre Arbeitskraft und -geschicklichkeit einbringt. Viele von Katarikawe's Bildern beziehen sich auf dieses Thema. Er erlebte in seiner Jugend, wie schwierig es oft war, den hohen Brautpreis aufzutreiben:
'Vor langer Zeit kostete es in meinem Land viele Kühe, und es war nicht einfach. Es dauerte lange, ehe man heiraten konnte, wenn der Vater nicht reich war. Man konnte vielleicht erst mit fünfzig heiraten, weil man (so lange) das Geld aufzutreiben suchte, um eine junge Frau zu bekommen. Zu heiraten war sehr, sehr schwierig. Wenn es lange dauerte, bekam das Mädchen weiße Haare. Der Vater wollte immer viele Kühe und Schafe, und vorher durfte sie (das Mädchen) nicht gehen.' " (1)
Zu diesem Bild erzählte Jak Katarikawe folgende Geschichte:
"Bei dieser Hochzeit kam er im Boot. Er ruderte und ruderte und sagte zu seiner Braut: 'Oh, meine Liebste, vielleicht sagt ihm (deinem Vater) jemand, dass du zur Hochzeit kommst - du kennst die Leute nicht. Und er kann dich zurückholen, ehe ich dich geküsst habe.' Es (das Bild) bedeutet, dass er nach der Hochzeit den Vater bezahlen wird, denn sie kommt, um für ihn (den jungen Mann) zu kochen, und sie werden gemeinsam arbeiten und Lebensmittel produzieren, und wenn er Geld bekommt, wird er eine Kuh kaufen und für den Vater sparen." (2)
(1)
Johanna Agthe und Elsbeth Joyce Court, Jak Katarikawe - Bilder aus Träumen,
Dreaming in Pictures, mit e. Zitat von Katarikawe, Galerie 37 - Museum der
Weltkulturen, Frankfurt am Main 2001, S. 57
(2)
Johanna Agthe und Elsbeth Joyce Court, mit e. Zitat von Katarikawe, ebenda., S.
56
Für die Freigabe der zitierten Textpassagen zur Veröffentlichung dankt Kunst Transit Berlin dem Weltkulturen Museum Frankfurt.